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Schein oder Sein? Die schönsten Trugbilder am Himmel
Dieser junge planetarische Nebel sieht aus wie eine Ameise, ist aber keine. Oft erkennen wir im Teleskop Lebewesen oder Gesichter, die so nicht existieren.
(Aufmacherbild: NASA, ESA and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA))
Haben Sie schon mal in den Himmel geschaut und sich dabei gefragt, ob diese eine Quellwolke da oben eher ein Schaf oder eine Maus darstellt? Menschliche Gehirne sind sehr gut in dieser Art von Mustererkennung: Wir sehen gerne Alltagsgegenstände oder Gesichter in Objekten oder Gebilden, die mehr oder weniger zufällig so geformt sind. Die Astronomie ist da keine Ausnahme. In der Psychologie gibt es für dieses Phänomen den sonst eher unbekannten Begriff Pareidolie. Diese kleine Bildergalerie zeigt eine Auswahl der bekanntesten und verblüffendsten Trugbilder der Himmelskunde.
Von Gesichtern, Tieren und Buchstaben am Himmel
Das Marsgesicht
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Als gegen Ende der 1970er ein Foto veröffentlicht wurde, das die Marssonde Viking 1 von der Cydonia-Region aufgenommen hatte, schossen sofort die Spekulationen ins Kraut: Was konnte dieses Marsgesicht verursacht haben? Waren es die Relikte einer ausgestorbenen Marszivilisation? Oder hatten Aliens ihre Finger im Spiel?
Spätere Aufnahmen zeigten eindeutig, dass hier zufällige Schattenwürfe dem menschlichen Gehirn ein Schnippchen geschlagen hatten: Auf den neueren Fotos sieht man einen fast schon langweiligen, größeren Berg. Langweilig ist er aber nur in dieser Hinsicht – die Marsforschung vermutet, dass die Cydonia-Region einst eine Küstenzone gewesen sein könnte …
Bild: NASA/JPL
Plutos Herz
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Nach etwa neuneinhalb Jahren Flugzeit hatte die Sonde New Horizons endlich ihr ersehntes Ziel erreicht: Am 14. Juli 2015 flog sie an Pluto vorbei. Vor diesem Zeitpunkt kannte man nur sehr verwaschene Karten von seiner Oberfläche – diese genau abzubilden, war eine der Hauptaufgaben der Mission. Als sich New Horizons dem Zwergplaneten näherte, bot Pluto der Sonde einen herzlichen Empfang: Zur Begrüßung zeigte er eine Struktur, die heute nach dem Plutoentdecker Clyde Tombaugh auch als Tombaugh Regio bezeichnet wird.
Dabei bildet die Region nur scheinbar eine Einheit: die linke (westliche) Herzhälfte heißt auch Sputnik Planitia und zeigt eine komplexe Polygonstruktur aus Stickstoffeisgletschern. Die östliche Hälfte besitzt eine wesentlich dünnere Stickstoffeisschicht.
Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute
Mond X & V
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Ein ebenso reizvolles wie seltenes Erlebnis bieten Licht-und-Schatten-Effekte, die entlang der Tag-und-Nacht-Grenze des Mondes (auch Terminator genannt) Buchstaben erkennen lassen: Die sonnenzugewandten Ränder der Krater Ukert M und Ukert N leuchten bereits, da liegt die andere Seite noch im Dunkel: Es bildet sich ein starker Kontrast, der scheinbar ein „V“ hervorbringt. Ganz ähnlich bildet sich ein „X“ durch die erhellten Kraterwände von Blanchinus, La Caille und Purbach.
Bildmaterial: NASA/SVS
Der Mars lächelt
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Ein leicht geschwungener Gebirgszug, dazu ein paar Berge – fertig ist der Smiley. Der Wall des Einschlagkraters Galle bildet den grob kreisförmigen Rand des Gesichts.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum); CC-BY-SA 3.0 IGO
Ein Bärengesicht auf dem Mars
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Falls es bis hierher noch nicht offensichtlich geworden ist: Menschen lieben es, Gesichter in zufällige Strukturen hineinzuinterpretieren. Dieses Foto schoss der Mars Reconnaissance Orbiter am 12. Dezember 2022. Zwei Krater bilden die Augen – und die Kollapsstruktur in der Mitte kann nur eine Bärenschnauze sein …
Bild: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona
Der Elefant auf dem Mars
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Elysium Planitia ist eine Hochebene am Marsäquator. Dort findet sich ein Elefantenrüssel … nun ja, nicht ganz: Eigentlich handelt es sich nur um einen erstarrten Lavafluss.
Bild: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona
Die Sonne lächelt
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Im Oktober 2022 lachte die Sonne vom Himmel, und diesmal wirklich: In ihrem UV-Licht zeigten sich dunkle Flecken, so genannte Koronale Löcher, aus denen der Sonnenwind hinaus ins Weltall schießt. Auf diesem Schnappschuss erinnern sie uns – mal wieder rein zufällig – an einen Smiley.
Bild: NASA's Goddard Space Flight Center
Das Universum lächelt
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Der ungeheuren Gravitation des Galaxienhaufens SDSS J1038+4849 kann sich selbst Licht nicht entziehen: Sie wirkt hier wie eine Linse und verzerrt und verbiegt den Anblick dahinterliegender Galaxien. Und wieder sehen wir einen Smiley: Augen und Nase gehören zum Cluster, der Mund entsteht durch gelinstes Licht.
Bild: NASA/ESA/JPL-Caltech
Der nebelige Pferdekopf
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Bei dieser markanten Anordnung von Gas und Staub kann man gar nicht anders, als an einen Pferdekopf zu denken: Es handelt sich um eine Dunkelwolke, die vor dem Emissionnebel IC 434 besonders gut in Erscheinung tritt. Das Bild zeigt eine Aufnahme des Weltraumteleskops Euclid.
Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi. CC-BY-SA 3.0 IGO
Die Hand des Pulsars
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Ganz klar: Hier greift eine Hand nach einer Süßkartoffel, oder? Im Zentrum dieser Aufnahme des Röntgenteleskops Chandra sitzt der Pulsar PSR B1509-58 – ein Neutronenstern, der sich etwa siebenmal pro Sekunde um die eigene Achse dreht und dabei eine Unmenge Energie in den Weltraum freisetzt. Dadurch wird auch der benachbarte Nebel RCW 89 zum rötlichen Leuchten angeregt.
Bild: NASA/CXC/SAO/P.Slane, et al.
Der Pinguin und das Ei
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Wenn zwei Galaxien miteinander tanzen, dann geht’s rund! Unter die Bezeichnung „Arp 142“ fallen eine elliptische Galaxie (das Ei) und eine Spiralgalaxie (der Pinguin), die durch den Einfluss der Schwerkraft schon ordentlich verformt worden ist. Bei Wechselwirkungen von Galaxien wird dann meist auch noch Sternentstehung getriggert.
Bild: NASA, ESA, CSA, STScI
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Die Physik hinter den Fotos
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